Meldung vom 19.09.2020

Das Wunder von Stralsund ist vollbracht: Die Jakobi-Orgel erklingt

"Wenn die Orgel als aller Instrumente Königin gilt, dann müsste diese hier Kaiserin sein. Und St. Jakobi ihr Schloss. Ein Schloss und gleichzeitig Zuhause – für Theater, Kunst und Musik. Unsere Stralsunder Kulturkirche ist steinerne Zeugin dessen, was Menschen möglich machen, wenn sie einer gemeinsamen Idee folgen.“ Alexander Badrow Oberbürgermeister der Hansestadt Stralsund

Ein großer Tag für Stralsund: Heute (19. September) fand der Ökumenische Gottesdienst zur Weihe der Jakobi-Orgel statt.

Ein Traum wird Wirklichkeit
„Orgelstadt Stralsund“ – schon lange träumen die Stralsunderinnen und Stralsunder von dieser Vision. Angesichts dreier historischer Monumentalorgeln in den drei Hauptkirchen St. Nikolai, St. Marien und St. Jakobi ist dieses Wort auch nicht zu hoch gegriffen. Es gibt wohl kaum eine andere Stadt in Deutschland und Europa, in der so bedeutsame Instrumente auf so engem Raum zu finden sind. Der Abschluss der Arbeiten an der Orgel in St. Jakobi markierte mit der Weihe am 19. September 2020 nun den Punkt, an dem der Traum Wirklichkeit wird.

Die Weihe der Jakobi-Orgel
Besuchern präsentiert sich die Jakobi-Orgel in einem historischen Kirchenraum, der die Wunden der Geschichte bewusst nicht verschweigt. Vor 700 Jahren wurde sie, die dritte der großen Stralsunder Pfarrkirchen, errichtet. Mit ihrem markanten Turm bildet sie seeseitig die Mitte der Panoramaansichten der Hansestadt. Für Ausstellungen, Konzerte und Theater wurde die Kirche in den vergangenen Jahren behutsam umgebaut und saniert.
Jetzt erklingt das erste Mal nach 76 Jahren wieder eine Orgel - die Jakobi-Orgel.

"Die Jakobi-Orgel ist das monumentale Symbol unseres Stadtmottos: Stralsund hält zusammen!", so Oberbürgermeister Alexander Badrow in seiner Rede während des Ökumenischen Gottesdienstes ."Dank der unglaublichen Meisterleistung aller an der Umsetzung Mitwirkenden ist ein Instrument entstanden bzw. wiederauferstanden, das etwas mit uns Menschen macht, das uns berührt, das uns gleichermaßen Augenweide und Ohrenfreude bietet."

Pastor Christoph Lehnert, der die Orgel offiziell in den Dienst stellte, sagte: "Wir nehmen das Geschenk der Musik an."
Für Pröpstin Helga Ruch "gehört diese Orgel zum Schönsten, was ich je kennengelernt habe. Hier werden wir im Innnersten angefasst."
Für Frank Dittmer von der Orgelkommission steht wegen der Schönheit der Jakobi-Orgel fest: "Die Orgel klingt, auch wenn man sie noch gar nicht hört." Er erinnert daran, dass sie "die Summe aller restauratorischen Fähigkeiten ist und viel Herzblut in sie geflossen ist."
Gerd Meyerhoff, Vorsitzenden des Stiftungsvorstands der Stiftung Kulturkirche St. Jakobi, gibt schließlich mit auf den Weg: "Singt, tanzt und spielt in Eurer Kulturkirche."

Ein lebendiger Ort
St. Jakobi ist ein lebendiger Kulturort und zugleich Teil des UNESCO-Welterbes. Stralsunds historische Altstadt trägt den renommierten Titel gemeinsam mit Wismar seit dem Jahr 2002. Über die Jahrhunderte hinweg hat die Stadt im Nordosten Deutschlands ihren mittelalterlichen Grundriss, ihr historisches Gefüge von Straßen, Plätzen, Quartieren bewahrt und legt Zeugnis ab für eine prosperierende Hansestadt des 14. Jahrhunderts. Ihr heutiges Bild prägen vor allem das Rathaus mit seiner Schaufassade, die Giebelhäuser entlang geschwungener Gassen, die großzügigen Wasserflächen rund um die Altstadt, und der Hafen mit seinem spektakulären Museumsneubau, dem OZEANEUM.

Pflege der Orgelkultur
Zu den wohl größten Schätzen Stralsunds gehören jedoch die drei großen Backsteinkirchen und ihre wunderbaren Orgeln. Allen dreien haben Orgelbauer und Restauratoren in den letzten Jahren zu neuem Klang und alter Pracht verholfen. Damit ist Stralsund unter den Hansestädten im Norden Deutschlands die einzige, deren gotische Großkirchen noch über ihre historischen Orgelwerke verfügen. Es sind Instrumente, die sowohl hinsichtlich ihrer Größe als auch ihrer handwerklichen und musikalischen Qualität zu den bedeutendsten der jeweiligen Bauzeit gerechnet werden können. Sie werden der Pflege der Orgelkultur besondere Impulse verleihen.

Orgelstadt Stralsund
Dass die Vision einer Orgelstadt nun Gestalt annimmt, ist Menschen zu verdanken, die sich dafür eingesetzt haben. Getragen von Bund, Land, Hansestadt, Stiftungen, Vereinen und Privatpersonen konnte nicht nur die Finanzierung sichergestellt werden. Fachexpertise, Ingenieurskunst, handwerkliche wie restauratorische Höchstleistung haben letztlich zu jenem Ergebnis geführt, das hier zu Gehör gebracht wird.
"Das Baltische Orgelzentrum ist nun gleichermaßen vollständig und vollkommen", so Oberbürgermeister Badrow. 
Frank Dittmer von der Orgelkommission unterstreicht mit seinem Grußwort: "Ich bin den Visionären sehr dankbar."

Dank an Prof. Kiesow
Mit Blick auf den, der den Anstoß dazu gab, Stralsund zu einer Orgelstadt zu machen, erinnert Oberbürgermeister Badrow an Prof. Dr. Gottfried Kiesow (1931-2001): "Er war es, der für Stralsund die Vision einer Orgelstadt zeichnete. Er war es, der sich über sein bundesweites Wirken hinaus  in der Stiftung Kulturkirche St. Jakobi engagierte.
Er war es, der Stralsund das Träumen beibrachte. Und den festen Glauben daran, dass Träume wahr werden, wenn man sie nur konsequent verfolgt. Die heutige Orgelweihe ist der beste Beweis dafür. Und ich bin überglücklich, diesen Traum heute mit Ihnen wahrwerden zu lassen."

Jetzt drei Königinnen
Mit dem Abschluss der Arbeiten an der Orgel in der Kulturkirche St. Jakobi und der sich anschließenden Festwoche anlässlich ihrer Weihe ist die Orgelwelt eingeladen, den „Königinnen“ von Stralsund ihre Aufwartung zu machen.

Mittschnitt der Orgelweihe

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Impressionen von der Orgelweihe (5 Bilder)